Sonderausstellung: Kinderspielzeug von damals

Geschichte des Spielzeugs

Kinderspielzeug finden wir bereits in vorgeschichtlicher Zeit. Die aus den Hinterfüßen von Rindern, Schafen und Ziegen stammenden sogenannten "Knöchelchen" zählen dabei zu den ältesten Formen. Als Grabbeigaben finden sich in antiken Gräbern Rasseln aus Keramik oder Bronze, aber auch Puppen, die bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. in Ägypten gewerblich hergestellt wurden. Das Mühle-Spiel kannten schon die Römer, wie Funde von Spielsteinen und in Stein gemeißelte Spielbretter zeigen. Im Mittelalter waren Steckenpferd und Figuren mit denen sich Ritterspiele oder Jagdszenen zusammenstellen ließen sehr beliebt. Im späteren Mittelalter erlebten Marionetten und Puppenhäuser ihre Blütezeit.

Bis Mitte des 18. Jh. wurde Spielzeug in den Familien für den Eigenbedarf selbst hergestellt, nur Adelige oder Patrizier konnten sich Auftragsware leisten. In München sind namentlich im Jahr 1625 Hainrich Khnogler und Hans Thoma als Mitglieder der Dockenmacherzunft (Docke = altdtsch. Puppe, engl. Doll) bekannt. Ein Problem stellten dabei die engen Zunftvorschriften dar. Teilweise bis ins 19. Jh. hinein durften Handwerker nur solche Gegenstände in verkleinerter Form als Spielzeug fertigen, die sie auch für Erwachsene herstellten. Puppenkleider durfte nur der Schneider, Zinnfiguren nur der Zinngießer, Geschirr für die Puppenküche nur der Hafner anfertigen. Erst die Gewerbefreiheit und die industrielle Revolution des 19. und 20. Jahrhunderts brachten eine Änderung. Nürnberg, schon seit dem Mittelalter Zentrum des Spielzeughandels (Nürnberger Tand=Spielzeug geht in alle Land) baute seine Position weiter aus und wurde nun auch zu einem der Herstellungszentren, das es bis heute geblieben ist.

Zu Mittelpunkten der Holzspielzeug-Herstellung hatten sich schon vor dem 30-jährigen Krieg Oberammergau, Berchtesgaden und das Erzgebirge entwickelt. Auch in Hallein und dem Grödnertal entstanden weitere Zentren. Das Spielzeug wurde in Heimarbeit von der überwiegend kleinbäuerlichen Bevölkerung während der Winterszeit hergestellt. Den Vertrieb übernahmen Großhändler, sogenannte "Verleger", die den Abnahmepreis bestimmten.

Kinderspielzeug hat in der Regel keine lange Lebensdauer. Was in Museen und Sammlungen erhalten geblieben ist, war meist aus dauerhaftem, teurerem Material gefertigt und stammt von wohlhabenden Familien. Die Kinder der überwiegend armen Bevölkerung mußten schon sehr früh zum Lebensunterhalt der Familie beitragen, da blieb nicht viel Zeit zum Spielen. Die häufigsten Spielsachen waren damals sehr einfach und selbst gefertigt: Fetzenpuppe, Stock und Reifen, Kreisel, Murmeln (Schussern).

 

Warum spielen Kinder?

Unmittelbar nach der Geburt setzt bei jedem Menschen ein Lernprozeß ein, der sich bis zu seinem Lebensende fortsetzt. Doch zu keiner Zeit ist die Aufnahme und Verarbeitung von Eindrücken und Informationen so gewaltig, wie in den ersten 1 1⁄2 Lebensjahrzehnten. Schon im Säuglingsalter lernt der Mensch seine 5 Sinne zu gebrauchen. Zu dieser Zeit erhält er auch bereits seine ersten Spielsachen, wie Rassel oder Kuscheltier. Es ist die angeborene naturgegebene Spielfreude, die zu einer Auseinandersetzung mit jedem Spielzeug führt. Im Spiel kommt es zum Verständnis des Umfeldes, mit zunehmendem Alter und steigenden Ansprüchen an das Spielzeug entwickeln sich neue Entdeckungen und Fertigkeiten weiter. Im Spiel werden Verhaltensweisen erlernt, es werden die ersten zwischenmenschlichen Bindungen geprüft - wichtige Voraussetzungen, sich im späteren Erwachsenenleben zurechtzufinden. Auch der tägliche Sprachgebrauch verbindet Spiel mit Lernen und Tüchtigkeit: "Etwas spielend lernen", "etwas spielend schaffen" oder "Für uns ist das ein Kinderspiel".

Steckenpferd oder Hobby?

Das Steckenpferd ist seit Jahrtausenden als Spielzeug für Knaben bekannt. Ägyptische und griechische Quellen berichten davon, auch darüber, daß sich die Väter mit Ihren Söhnen diesen Spaß teilten. Anspielungen der Minnesänger weisen darauf hin, daß das Steckenpferd im Mittelalter sehr bekannt und beliebt war. Martin Luther erwähnt "der kneblin rosstecken" als damals offenbar weit verbreitet. In der Malerei des Mittelalters galt das Steckenpferd zudem als Synonym der Kindheit.

Das Steckenpferd als Kinderspielzeug findet man heute kaum noch. Der Name - auf gut Neudeutsch zu "Hobby" geworden - hat sich vom Synonym für Kindheit zum Begriff für eine angenehme, leidenschaftlich geliebte Beschäftigung, ausgeübt in jeder Altersstufe,
gewandelt.

Geschlechtsspezifisches Spielzeug

Der Französische Philosoph Jean Jacques Rousseau (1712-1778) formulierte einst: "Knaben suchen Bewegung und Lärm, - Trommeln, Kreisel, kleine Wagen - Mädchen haben lieber etwas fürs Auge und das was zum Schmuck gereicht - die Puppe ist das besondere Vergnügen dieses Geschlechts". Besonders im 19. Jh. war die Erziehung auf unterschiedliche Ziele gerichtet: Der Knabe sollte Wissen erwerben für die Welt draußen, das Mädchen weibliche Qualitäten für den häuslichen Bereich daheim. Mit der Ausnahme, daß Wissen und spätere Berufsausübung in unserer Zeit beiden Geschlechtern gleich zugänglich ist, bevorzugen jedoch auch noch heute Knaben und Mädchen unterschiedliches Spielzeug.

Puppen

Puppen tauchen schon als Beigaben in Altägytischen Mädchengräbern auf, zählen also zu den ältesten Spielzeugen. Ursprünglich wurde eine Puppe im Süddeutschen Raum mittelhochdeutsch "Docke" oder "Tocke" genannt (das engl. "doll"=Puppe geht auf den gleichen Stamm zurück), was lediglich ein Stück Holz bedeutete. Über das in adeligen Kreisen weit verbreitete Französisch setzte sich im 17. Jh. dann allmählich die Bezeichnung "poupée" durch, das wiederum seinen Ursprung im lateinischen "pupa"= Mädchen hat. Im Laufe der Zeit wurde dann aus poupée unsere besonders bei den Mädchen so heiß geliebte Puppe.

Vom Zinnsoldaten zum Kriegsspielzeug

Ab ca. 1770 entstehen in Anlehnung an die bis dahin bekannten geschnitzten Holzfiguren solche aus Zinn. Ursprünglich waren es Darstellungen von Menschen, Tieren, Pflanzen, ganze Szenen von Märkten, Zirkusarenen oder Festen. Zinnfiguren wurden zu einem bei Mädchen besonders beliebten Spielzeug. Dies änderte sich Mitte des 19. Jh. als militärisches und nationales Gedankengut in den Vordergrund drang. Rasch lösten Zinnsoldaten bei Knaben die auch früher schon beliebten Ritterturniere und Jagdszenen ab. Bis zum 2. Weltkrieg waren Soldatenfiguren, Waffen, Kanonen, Kriegsschiffe und Militärflugzeuge, inzwischen auch aus Kunststoff gefertigt, beliebtes Spielzeug der Knaben.Die Ausstellung zeigt einige markante Beispiele aus diesem Bereich:

  • Ritter und Burg
  • 1. Weltkrieg
  • 2. Weltkrieg